Wenn der Fotograf 2x klingelt…

Meistens beschert mein Fotografen-Alltag glücklicherweise tolle Erinnerungen. Aber manchmal klappt es einfach nicht ganz so, wie man es sich vorgestellt hat. Es ist ja oftmals gar nicht so einfach, den „richtigen“ Zeitpunkt für ein Fotoshooting zu treffen. Klar, der Termin steht, alle Vorbereitungen sind getroffen, man steht vor der Tür und betätigt den Klingelknopf.

Aber dann…

Man hört es bereits von draussen.

Husten.

Noch schlimmer:

Mein Motiv hustet: Die kleine Lea!

Die Tür öffnet sich und eine sichtlich angespannte Mama steht vor mir. Ohne das Worte fallen, SCHREIT mir die Mimik der Mama zu: „WARUM JETZT? WARUM HEUTE? WARUM MEINE TOCHTER???“

Die kleine Lea schaut schüchtern um die Ecke. Die Nase rot, und der fragende Blick, was der Fremde mit dem Fotostudio im Arm jetzt hier will. Ich stelle mich vor, versuche gleich eine Verbindung zur Lea aufzubauen, aber sie hat keine Möglichkeit zu reagieren, da sie nicht zu Wort kommt vor lauter Husten. Die Mama bittet mich herein, bietet mir ein Glas Wasser an und zeigt mir die Fläche, auf der ich mein Set aufbauen kann. Schon jetzt sagt der Blick der Mama mir, dass es eigentlich gar keinen Sinn hat, hier irgendetwas zu knipsen. Lea krank. Mama genervt. Und Papa? Der ist mit Leas Nase beschäftigt und da gibt es eine Menge zu tun!

Ich fasse einen Entschluss und verzichte darauf, das Shooting stattfinden zu lassen. Es gibt Momente, da muss man einfach einsehen, Auftrag hin oder her, dass es keinen Sinn macht. Mein Ziel ist es bleibende Erinnerungen zu schaffen. In Erinnerung soll natürlich nicht die kranke Lea sein, sondern die Lea, die sie eigentlich ist: Verspielt, neugierig, manchmal etwas aufgedreht und in der Regel happy.

Leas Eltern sind erleichtert, als ich einen neuen Termin vorschlage. man merkt richtig, wie eine Last von Ihnen fällt. Lea selbst äußert sich mit einem Nießen… Bevor ich gehe hol ich mir noch einen Schnappschuss von der Kleinen mit ihrer roten Nase, den verweinten Augen.

Der zweite Termin kommt und nachdem ich zum zweiten mal diese Haustürklingel betätige, höre ich rennende Kinderfüsse und ein aufgeregtes „Mama, ich mach auf!“. Da steht sie nun vor mir, grinsend, topfit, motiviert und wie ausgewechselt. Die Eltern natürlich ebenso.

Und was soll ich sagen? Das Fotoshooting war toll, es sind sehr schöne Bilder entstanden. Leas Eltern waren überglücklich und was sie noch mehr freute, war eine kleine Collage aus zwei Bildern, die ich der kleinen Familie schenkte:

Darauf zu sehen war eine Lea, die sichtlich gut gelaunt aufsprang und auf der anderen Hälfte der Collage der Schnappschuss, den ich beim letzten Mal aufgenommen hatte!

So schloss sich der Kreis und im Nachhinein spiegelt das Foto doch das Leben wieder, wie es ist. Es gibt gute und schlechte Tage, es ist ein Auf und Ab. Und auch, wenn es uns mal nicht so gut geht: Mit ein paar Taschentüchern, vielleicht etwas Medizin und der Erkenntnis, dass es uns ja eigentlich ganz gut geht, können wir wieder das tun, was wir tun sollten: Lächeln und unser Leben leben!

Das wünsche ich Ihnen,

mit lieben Grüßen und einem Lächeln im Gesicht,

Peter Brauers

TFP-Fotoshooting – Was ist das eigentlich?

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Wenn der Fotograf 2x klingelt…